unterstützt durch

Die Faszination von Biomechanik, Physik, Kraft und Dynamik

Die Lostorfer Speerwerferin Catherine Manigley lässt ihren Schweizer Rekord wachsen, hebt aber noch lange nicht ab.

am 09.06.2005 00:00

unterstützt durch
von Alfred Staubesand

Catherine Manigley ist seit elf Monaten Schweizer Rekordhalterin mit dem neuen Speer. Zum Saisonauftakt hat sie ihre Bestmarke gleich von 48,38 auf 51,55 m geschraubt. In diesem Sommer soll?s noch besser werden. Vielleicht schon am Wochenende an den «Kantonalen» in Bern.

Am Pfingstmontag sorgte Catherine Manigley in Basel mit 51,55 Meter und neuem Schweizer Rekord für das Highlight. Liegt 2005 mit dem 600 Gramm schweren Speer noch mehr drin? «Ja, hhm, ja», zögert die Athletin des BTV Aarau, um gleich konkret zu werden, «ja, um eineinhalb Meter auf 53 m.»
Vielleicht gelingt das der 23-jährigen Sportstudentin aus Lostorf, die am Mittwoch Geburtstag feierte, schon morgen Sonntag. Die Aargauer tragen ihre kantonalen Einkampfmeisterschaften zusammen mit den Bernern

«Jetzt habe ich mich wieder erholt und fühle mich besser»
Catherine Manigley

und den Zürchern im Berner Neufeld aus. «Ich möchte einfach gut werfen», sagt Catherine, «zuletzt lief es mir nicht so gut; ich war müde, ausgelaugt vom Ausdauertest an der Uni. Jetzt habe ich mich davon erholt. Ich fühle mich besser.» Catherine Manigley stösst am Samstag die Kugel, am Sonntag schleudert sie den Speer. Der Aargauer Titel dürfte ihr so sicher sein wie Gold an den Schweizern Meisterschaften in einem Monat. Es wäre der fünfte Schweizer Meistertitel in Folge. In der Schweizer Bestenliste führt sie mit rund sieben Metern auf die nationale Konkurrenz. Den Schub von 48,38 im letzten Sommer


«In drei, vier Jahren könnte es Richtung 60 Meter gehen»
Ruedi Nyffenegger,Trainer

auf 51,55 m in diesem Frühjahr erklärt die polysportive Solothurnerin im Kreise des BTV Aarau ganz einfach: «Ich habe gut trainiert.» BTV-Trainer Ruedi Nyffenegger geht weiter: «Catherine hat den Ernst ihrer Fähigkeiten erst letztes Jahr entdeckt. Sie hat noch nie so gut trainiert wie im vergangenen Winter. Jetzt sieht sie ein Ziel. In drei, vier Jahren könnte es Richtung 60 m gehen. Bei guten Verhältnissen traue ich ihr schon diese Saison 54 m zu.»
60 Meter - das wäre in der Nähe des Schweizer Rekords «mit dem alten Speer» von Denise Thiemard (64,04 m im Jahr 1987). Der «neue Speer» hat den Schwerpunkt weiter vorn, senkt sich schneller. Catherine Manigley schätzt, dass ihre 51,55 m mit dem «alten Speer» etwa zwei Meter mehr wären. Von 59 m, die für die Weltmeisterschaften im August in Helsinki gefordert werden, träumt sie nicht: «Nein, nein, so abgehoben bin ich nicht.» Auch die 56 m für die Universiade sind für die Lostorferin zu früh, in diesem Jahr nicht realistisch.
«Ja, ja, die Universiade - vielleicht in zwei Jahren», meint sie, «ich schaue von Jahr zu Jahr.» Zu internationalem Auftritt kommt sie gleichwohl: eine Woche nach den Aargauer Meisterschaften beim Europacup der Second League in der Türkei.

Das Wichtigste ist die Freude am Sport. «Am Speerwerfen faszinieren mich die Feinheit, das Physikalische, das Biomechanische, dass man dabei alles richtig macht, die Kraft und das Dynamische.» Zur Freude trägt auch das Umfeld bei, die Kollegen, der Freundeskreis. Die stets «aufgestellte» Athletin hat so etwas wie «multikulti» an sich. Sie wohnt in Lostorf, trainiert beim BTV Aarau, studiert in Basel, hat ihre Wurzeln in Les Tavernes zwischen Lausanne und Vevey. Sie lacht: «Eigentlich habe ich mit dem Aargau nicht viel am Hut, das merkt man an meinem Dialekt.» Da sie aber seit bald fünf Jahren für den BTV Aarau Ehre einlegt,

Wohnen in Lostorf, trainieren in Aarau, studieren in Basel -irgendwie «multikulti»

sagt sie auch klar: «Im Sport bin ich Aargauerin.» Die Aargauerin mit der reizvollen Tread-Locks-Frisur, den schönen Locken, die neben dem Speer zu ihrem Markenzeichen gehört.
So kennt man die Schweizer Rekordhalterin auch im Winter, wenn sie als Jugend+Sport-Leiterin «ein paar Snowboard-Lager» betreut, oder im Zweierbob der Schweizer Pilotin Sabina Hafner. «Ich bin nur die Nummer 3 im Bob, an den Schweizer Ausscheidungen war ich Hilfsstarterin. Ich komme vor allem im Training zum Zuge.» Auch dieses Bobtraining hat sich auf die Leichtathletik-Saison ausgewirkt.

Quelle: Oltner Tagblatt vom 11. Juni 2005

Weitere Neuigkeiten