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10,50 und Meistertitel: Berntsen rührt seine Grossmutter zu Tränen!

Philip Berntsen läuft in Luzern zu Gold und verpasst U20-Schweizerrekord nur um fünf Hundertstel. Pauli, Sager und Vögele mit weiteren Medaillen.

David Zumbach am 06.09.2008 00:00

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Veni, vidi, vici – Berntsen läuft in 10,50 zu Gold
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Philip Bjørnå Berntsen ist die Überraschung schlechthin des ersten Wettkampftages an den Schweizer Nachwuchs Meisterschaften in Luzern – nicht nur aus Aarauer Sicht! Im Vorlauf über 100m liess der 19-jährige Bernsten ein erstes Mal sein Können aufblitzen. In der Manier eines Usain Bolts liess der norwegisch-schweizerische Doppelbürger 30 Meter vor dem Ziel austrudeln und gewann seine Serie in starken 10,72.

Eine Medaille lag für den Neo-Aarauer in Griffweite, für Gold würde es aber nicht reichen. Zu stark schien U20-WM-Halbfinalist Pascal Mancini, der im Vorlauf mit 10,39 Schweizer U20-Rekord gelaufen wäre, hätte ihn der Wind nicht zu stark unterstützt. Doch Berntsen überraschte sie alle: Im Final erwischte der Aarauer eine perfekten Start, der grosse Favorit Mancini einen Wadenkrampf. Berntsen zog davon, riss eine Lücke zu seinen Verfolger auf und lief das Rennen sicher nach Hause. Beim Blick auf die Uhr traf den jungen Studenten fast den Schlag: 10,49 (korrigiert 10,50), persönliche Bestleistung, BTV-Rekord, Schweizer Meister, unglaublich! Berntsens Kommentar nach dem Rekordlauf: „Endlich!“.

Grossmutters Tränen und Onkels Stolz
Aus dem Häuschen waren auch Berntsens Grosseltern und Onkel Marcel Lanz, der in den 1980er-Jahren selbst im Dress des BTV Aarau sprintete. Seine Grossmutter rührte der 19-jährige Philip gar zu Tränen: Zum ersten Mal hat sie ihren Enkel sprinten sehen und dann läuft dieser gleich noch mit PB zum Titel. Zu viel für die liebenswerte Unterentfelderin: Die Tränen kullerten und die Umarmung konnte nicht innig genug sein. Stolz war auch Marcel Lanz, Onkel des frischgebackenen Schweizer Meisters. Der ehemalige Sprinter war ob der Leistung seines Neffen sprachlos.

Sprachlos, wenn auch nur für kurze Zeit, war der Speaker in Luzern: Weder in einer aktuellen, noch in einer alten Bestenliste konnte er den Namen Berntsen finden. „Jamaikanische Zustände“ schienen in Aarau zu herrschen, da der gute Mann glaubte: „Wenn der nicht auf der Liste steht, ist der bis jetzt noch nie unter 11,00 gelaufen: Welch eine Steigerung!“. Philips Grossvater nahm sich der Sache an und gab dem Speaker die nötigen Infos zu seinem Enkel und dessen Sportkarriere. Stolz war er, wie übrigens alle Aarauer Athleten, Funktionäre und Fans, dass nun der Name Philip Bjørnå Berntsen in Schweizer Leichtathletik-Kreisen ein Begriff ist.

Auch Pauli, Sager und Vögele mit Edelmetall belohnt
Bernsten blieb am Samstag aber nicht der einzige Aarauer Athlet, der sich mit Edelmetall behangen lassen konnte: Stefanie Pauli holte sich im Stabhochsprung der U20 souverän die Silbermedaille. Mit im ersten Versuch übersprungenen 2.80m war die 19-jährige Aarauerin exakt gleich gut wie Manuela Schaub von den Old-Boys aus Basel. Noch höher ist Paulis Leistung einzustufen, wenn man berücksichtigt, dass sie sich im Frühjahr im Trainingslager in Portugal das Kreuzband gerissen hatte und ihre Saison lange an einem seiden Faden gehangen hatte.

Ebenfalls für Silber reichte es anderen Orts Severin Sager über 3000m. Der 17-jährige Zimmermann-Lehrling musste sich in Düdingen nur von seinem Trainingskollegen Patrick Meier von der LC Fortuna Oberbaselbiet geschlagen geben. Eng war die Entscheidung um Silber allemal: Eine Hundertstelsekunde rettet Sager vor Simon Rohrbach ins Ziel. Nach der brozenen Auszeichnung im Vorjahr bedeutet der zweite Platz für Sager eine Verbesserung, womit er einmal mehr in dieser Saison sein enormes Potenzial unterstrichen hat.

Ebenfalls aufs Düdinger Podest schaffte es Anja Vögele im Hochsprung der U18. Vögele sprang mit 1.55m zu Bronze. Der vom schlechten Wetter gebeutelte Wettkampf verlangte den Konkurrentinnen so einiges ab: Vögele, die in diesem Jahr bereits 1.67m übersprungen hat, bewies dabei Nervenstärke und übersprang nach zwei ungültigen Versuchen auf 1.50m die Medaillenentscheidende Höhe von 1.55m im ersten Versuch. Für das junge Hochsprungtalent war es der erste Podestplatz an Schweizer Meisterschaften.

Finalqualifikationen für Lisanga, Geiser, Müller und Hochstrasser
Neben Medaillen gab es in Luzern und Düdingen auch Finalqualifikationen und anderen gute Resultate zu feiern. So schafften die beiden U23-Sprinter Valérie Geiser und Pascal Müller den Einzug ins 100-Meter-Final. Geiser zeigte dort - nach 12,56 im Vorlauf - mit 12,59 zum zweiten Mal an diesem Tag eine gute Leistung und bewies mit dem siebten Rang zum Ende der Saison ihre grossen Fortschritte. Auf den gleichen Rang wie Geiser lief Müller bei den U23 Männer: Der 200-Meter-Spezialist zeigte sich mit den 11,06 bzw. 11,13 aber nicht zufrieden. Über 200m liegt am Sonntag mehr drin.

Ihren Final noch vor sich haben Jasmine Lisanga und Jan Hochstrasser. Lisanga qualifizierte sich über 400m mit der schnellsten Vorlaufszeit (57,91) aller Konkurrentinnen für den Final von Sonntag. Auch am Sonntag bestreitet 800-Meter-Läufer Jan Hochstrasser seinen Final. Im Vorlauf zeigte der 19-jährige Safenwiler eine souveräne Leistung. Mit 1:58,79 lief Hochstrasser die zweitschnellste Zeit der Qualifizierten.

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Link zur Rangliste U23/U20 (Samstag)
Link zur Rangliste U20/U18 (Samstag)
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Der BTV Aarau gratuliert allen gestarteten Athletinnen und Athleten zu ihren Leistungen, ganz besonders Philip, Stefanie, Severin und Anja zu ihren Medaillen! BRAVO!!!

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